Ausstellung „Gestaltung von Bucheinbänden“ vom 11. August – 22. September 2022

Ausstellung „Gestaltung von Bucheinbänden“ vom 11. August - 22. September 2022

Ausstellung vom 11.08. – 22.09. 2022 in der Stadtteilbibliothek Weilimdorf am Löwen-Markt. Eröffnung am Donnerstag, 11. August, 17 Uhr. Einführung: Dr. Vera Trost.

“AUS DER WERKSTATT DES WEILIMDORFER BUCHBINDERMEISTERS RUDOLF SCHILLER”

Rudolf Schiller, Gestalter von Bucheinbänden

Rudolf Schiller, Gestalter von Bucheinbänden
Rudolf Schiller, Gestalter von Bucheinbänden

Das Handwerk des Buchbinders ist so alt, wie es Bücher gibt. Denn erst durch das Zusammenbinden einzelner Blätter oder Lagen und das Einfügen des Buchblocks in einen festen Umschlag entsteht das fertige Buch. Der Buchbinder verleiht ihm durch die Wahl der Bindung und durch die Gestaltung des Einbands ein seinem Inhalt und seiner späteren Verwendung entsprechendes Aussehen.

In der industriellen Fertigung von Büchern übernehmen Maschinen die Arbeit, die der Buchbinder zuvor noch von Hand ausgeführt hat. Dennoch werden auch heute noch die traditionellen handwerk- lichen Kenntnisse und Fertigkeiten benötigt, um z. B. bibliophile Bücher oder wertvolle Einzelstücke zu binden oder auch beschädigte alte Bücher zu restaurieren. Die UNESCO fördert daher den Erhalt des Buchbinderhandwerks, indem sie den Beruf im Jahre 2021 zu einem „immateriellen Weltkultur- erbe“ erklärt hat. (www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles- kulturerbe-deutschland/buchbinderhandwerk.)

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Weilimdorf noch drei Buchbinder-Werkstätten: Außer der von Rudolf Schiller die von August Staiger und die von Fritz Scharr.

Rudolf Schiller hat von 1949 bis 1952 eine Buchbinder-Lehre bei Richard Kugler absolviert und legte im Jahre 1960 die Meisterprüfung ab. Schon zwei Jahre zuvor konnte er in Stuttgart-Mitte eine Werk- statt erwerben. Mit ihr zog er 1961 nach Weilimdorf, zunächst in die Dachtlerstraße, dann in die Ditzinger Straße und schließlich in die Bergheimer Straße.

Neben der täglichen Arbeit reizte es ihn, für private Sonderdrucke und bibliophile Bücher besonders gestaltete Einbände zu machen. Immer wieder nahm er auch an internationalen Wettbewerben für

Einbandkunst teil und besuchte anschließend die Ausstellungen der eingesandten Entwürfe in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Die Möglichkeit, die Bücher vor Ort zu besichtigen und im Original zu sehen, wie andere Kollegen jeweils das gleiche Buch gestaltet hatten, gaben ihm vielfältige Anregungen, die gemachten Erfahrungen auch in der eigenen Werkstatt anzuwenden.

Im Zuge der Entwicklung zur industriellen Buchproduktion drohten alte Handwerkstechniken in Vergessenheit zu geraten. Um diesem Verlust vorzubeugen, gründete ein Arbeitskreis von Buch- bindern unter der Leitung von Gotthilf Kurz im Jahre 1991 das Buchbinder-Colleg. Es besteht noch heute und hat den Auftrag, in Kursen zur Ausbildung und Weiterbildung von Buchbindern alte Techniken zu unterrichten, damit sie beim Restaurieren fachgerecht angewendet werden können. Die Teilnehmer sollen die Möglichkeit haben, in den workshops und der Meisterschule ihre Fähigkeiten weiter zu vertiefen und sich neue handwerkliche Techniken anzueignen. Auf diese Weise sollen, wie Rudolf Schiller einmal formulierte, „dem schönen Buchbinderberuf auch in Zukunft seine Sonnen- seiten erhalten bleiben“.

Die Schulungsräume des Buchbinder-Collegs befinden sich übrigens in Weilimdorf, nämlich im Industriegebiet im Haus der Bildungsakademie der Handwerkskammer Stuttgart, Holderäckerstr. 37. Ausführliche Informationen dazu finden sich auf der Homepage: www.buchbinder-colleg.de.

Rudolf Schiller lag die Ausbildung junger Leute stets am Herzen. Er übernahm zeitweise auch den Werkstattunterricht in der Johannes-Gutenberg-Schule und war von 1988 bis 2004 Vorsitzender im Gesellenprüfungsausschuss.

Er ist Mitglied der Internationalen Vereinigung Meister der Einbandkunst (MDE) und seit 2003 Ehrenmitglied der Buchbinder-Innung Stuttgart.

Der Heimatkreis Weilimdorf dankt Frau Astrid Sundermann, der Leiterin der Stadtteilbibliothek, für die spontane Zusage, die Ausstellung in den Räumen der Bibliothek zeigen zu können, und für eine unkomplizierte Zusammenarbeit.

Eberhard Christof Grötzinger

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